Strafe für EY wegen Prüfungsfehlern bei Thomas Cook
Die britische Finanzaufsicht FRC hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) und den verantwortlichen Prüfer Richard Wilson wegen erheblicher Pflichtverstöße bei der Prüfung von Thomas Cook in den Jahren 2017 und 2018 mit Sanktionen belegt. EY muss knapp 4,9 Millionen Pfund zahlen und interne Maßnahmen zur Qualitätssicherung umsetzen.

Thomas Cook
Thomas Cook, hier die ehemalige deutsche Firmenzentrale in Oberursel, wurde offenbar von den Wirtschaftsprüfern nicht gewissenhaft genug überprüft
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EY akzeptierte die Vorwürfe nach Angaben der FRC und stimmte einer Zahlung von 4,875 Millionen Pfund zu. Dabei habe es sich um einen um 25 Prozent reduzierten Betrag aufgrund "kooperativen Verhaltens und früher Einigung" gehandelt, heißt es in einer Mitteilung. Zusätzlich erhielt die Gesellschaft eine öffentliche Rüge sowie die Verpflichtung, interne Prozesse zu überarbeiten. Diese umfassen unter anderem die Überprüfung ausgewählter Prüfungen auf Mängel bei der sogenannten Goodwill-Bewertung und bei der Einschätzung der Unternehmensfortführung.
Fehlende Skepsis bei Milliardenbewertung
Die Kritik der FRC richtet sich vor allem an die unzureichende Prüfung des bilanzierten Firmenwerts. Zum Zeitpunkt der Prüfungen belief sich der sogenannte Goodwill bei Thomas Cook auf rund 2,6 Milliarden Pfund – etwa 40 Prozent der Bilanzsumme. Die Prüfer hätten die zugrunde liegenden Annahmen und Modelle des Managements nicht kritisch genug hinterfragt.
Der Goodwill eines Unternehmens umfasst immaterielle Faktoren, die im Hinblick auf ihre finanzielle Bewertung schwer greifbar sind. Dazu können unter anderem der Ruf des Unternehmens, die Loyalität der Kunden, der Wert der Marke, der Umfang des Patentschutzes und die Qualität des Managements zählen.
Unzureichende Prüfung der Fortführungsprognose
Besonders schwer wiegen laut FRC Versäumnisse im Jahr 2018, als sich die wirtschaftliche Lage von Thomas Cook bereits deutlich verschlechterte. Trotzdem seien keine ausreichenden Belege eingeholt worden, um die Bewertungen zu stützen, so die Finanzaufsicht.
Im Jahr 2018 habe EY laut dem Bericht zudem versäumt, die Fortführung des Unternehmens mit der gebotenen Sorgfalt zu beurteilen. Management-Prognosen zur Liquidität und zu finanziellen Spielräumen seien nicht angemessen hinterfragt worden. Damit hätten die Prüfer ihre zentrale Aufgabe verfehlt, die darin gelegen habe, sicherzustellen, dass wesentliche Unsicherheiten, die Zweifel an der Fortführung des Unternehmens begründen könnten, ausreichend berücksichtigt würden.
Persönliche Sanktionen gegen Prüfer
Neben der Sanktion gegen EY wurde auch Prüfer Wilson persönlich zur Verantwortung gezogen. Er muss 105.000 Pfund Strafe zahlen und erhielt ebenfalls eine öffentliche Rüge. Die FRC betont, dass die Verstöße nicht auf vorsätzliches oder betrügerisches Verhalten zurückzuführen seien. Dennoch seien sie schwerwiegend und hätten die Hauptfunktion der Prüfung – die Sicherstellung der Verlässlichkeit der Finanzberichterstattung – verfehlt.
Thomas Cook war im September 2019 nach gescheiterten Rettungsverhandlungen in die Insolvenz gerutscht. Die Pleite hatte weltweit Auswirkungen auf die Reisebranche und betraf rund 600.000 Reisende.
Christian Schmicke