DRV ruft zum Protest gegen EU-Pläne zur PRRL auf
Der Deutsche Reiseverband (DRV) will den Druck im Streit um die Novelle der EU-Pauschalreiserichtlinie erhöhen. Der Verband sieht in den Plänen erhebliche Belastungen für Reisebüros sowie Veranstalter und ruft sie zur Protestaktion auf. Die ab sofort verfügbaren Musterschreiben sollen Touristiker ausfüllen und an Europa-Abgeordnete senden.

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Der DRV will mithilfe der Branche ein starkes Signal nach Brüssel senden
Kurz vor dem entscheidenden Plenarvotum zur überarbeiteten Pauschalreiserichtlinie am 7. Juli ruft der DRV die Branche zum Widerstand auf. In einem Schreiben an die Mitglieder heißt es, der aktuelle Verhandlungsstand im Parlament sei "alles andere als zufriedenstellend". Der Verband sieht in den geplanten Neuregelungen "bürokratische und kostspielige Hürden", die besonders kleine und mittelständische Reisebüros treffen würden.
Mitglieder und Nicht-Mitglieder können ab sofort Musterschreiben an Europa-Abgeordnete versenden. Die Vorlagen stehen beim DRV zum Download bereit. Ziel sei es, Einfluss auf die finale Parlamentsposition zu nehmen. Eine Adressliste der Empfänger wolle der Verband ebenfalls zur Verfügung stellen.
Besondere Kritik an verbundenen Reiseleistungen
Ein Schwerpunkt liegt auf den sogenannten verbundenen Reiseleistungen. Während diese laut DRV in vielen EU-Staaten kaum eine Rolle spielen, sind sie in Deutschland ein wichtiges Umsatzsegment. Der DRV warnt, dass durch die EU-Pläne dieses Produkt künftig wegfallen könnte – mit spürbaren Folgen für Vertrieb und Kunden.
Umgang mit Reisehinweisen auch im Fokus
In den Schreiben wird auch auf die geplante Ausweitung von Artikel 12 hingewiesen. Reisehinweise sollen künftig nicht nur aus dem Zielgebiet, sondern auch vom Abreiseort berücksichtigt werden – was laut DRV in der Praxis kaum machbar sei.
Artikel 24 stößt ebenfalls auf Ablehnung. Er sieht ein verpflichtendes Beschwerdemanagement-System mit 30-Tage-Frist vor. Der DRV hält das für unverhältnismäßig, da laut Umfragen die Zufriedenheit mit Pauschalreisen hoch und die Beschwerdequote sehr gering sei.
Sanktionen je nach Umsatz
Kritisch sieht der DRV zudem die angedrohten Sanktionen. Verstöße gegen die Richtlinie könnten künftig mit bis zu vier Prozent des Jahresumsatzes geahndet werden. Der Verband fordert stattdessen, nationale Regelungen beizubehalten und auf bestehende Mechanismen zu setzen.
"Starkes Signal aus der Branche notwendig"
DRV-Präsident Norbert Fiebig betont, dass jetzt die Zeit zum Handeln sei. Der Verband will mit der Aktion ein breites Signal nach Brüssel senden. Nur wenn auch Unternehmen aktiv würden, könne man die anstehenden Verhandlungen zwischen Parlament, Rat und Kommission noch zugunsten der Branche beeinflussen.
Nach dem Votum am 7. Juli soll im Herbst die sogenannte Trilog-Verhandlung zwischen den EU-Institutionen folgen. Der DRV will den politischen Prozess weiter eng begleiten – und appelliert an die Reisebüros, den Druck aufrechtzuerhalten.
Sabine Schreiber-Berger