So blicken Veranstalter auf Rabatte und Rückvergütungen
Nach Erkenntnissen einer aktuellen Reise-vor9-Umfrage sieht eine Mehrheit der Reiseprofis aus dem Veranstalterbereich in Rabatten und Rückvergütungen, die der Vertrieb gewährt, eine Gefahr für den Handelsvertreterstatus. Viele glauben indes auch, dagegen machtlos zu sein.

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Viele Veranstalter sehen Rabatte und Rückvergütungen im Vertrieb skeptisch, gehen aber nicht aktiv dagegen vor
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Eines vorweg: Die Veranstalter beschäftigen Rabatte und Rückvergütungen, die Reisebüros, branchenfremde Akteure und Online-Portale Kunden auf Kosten der eigenen Marge gewähren, deutlich weniger als den Vertrieb selbst. Denn die überwiegende Mehrheit der knapp 800 Teilnehmer an der Reise-vor9-Umfrage, die sich dem Thema widmet, arbeitet nach eigenem Bekunden im Reisebüro.
Gleichwohl gibt es auch auf Veranstalterseite viele, die das Thema beschäftigt. Die Mehrheit davon hält die Gewährung von Rabatten und Rückvergütungen durch Vertriebspartner für falsch. Ein gutes Drittel erklärt: "Wir finden das nicht gut, aber uns sind die Hände gebunden." 28 Prozent erklären, sie suchten mit Vertriebspartnern, die mit Rabatten und Rückvergütungen agieren, das Gespräch. Nur 14 Prozent der Befragten teilen indes mit, dass sie auch mit juristischen Mitteln dagegen vorgehen.
Keine Lösung in Sicht
Viele Vertreter der Veranstalter kennen das Thema seit langem. Mehr als ein Drittel von ihnen glaubt, dass sich daran auch nichts ändern werde. Rund 14 Prozent der Umfrageteilnehmer halten die Debatte um das Thema für übertrieben. Allerdings räumen 62 Prozent der Befragten ein, dass das es geeignet ist, den Handelsvertreterstatus in Gefahr zu bringen – und damit auch die Preishoheit der Veranstalter.
Als Problem machen Kommentatoren zudem die Tatsache aus, dass Verbraucher Rabatte auch aus anderen Branchen gewohnt sind und dass sie nicht unterscheiden, ob diese vom Veranstalter oder aus dem Vertrieb heraus gewährt werden. Schließlich sind ihnen diese auch in Form von Veranstalter-Gutscheinen geläufig und wo die vermeintliche oder tatsächliche Ersparnis herkommt, kann ihnen egal sein.
Rückvergütung als Steilvorlage zur Provisionssenkung?
Manche Reiseprofis befürchten zudem eine Abwärtsspirale im Service, sollte das Rabattwesen weiter um sich greifen. "Sobald ein Vermittler einen Teil seiner Provision verschenkt, muss an anderer Stelle gespart werden. Nicht selten dann beim qualifizierten Personal. Dadurch haben die Veranstalter dann oftmals den Kunden in der Leitung, da der Vermittler keine Ahnung hat. Das ist eigentlich das Ärgerlichste", heißt es in einem Kommentar.
Zu den Möglichkeiten des Umgangs mit dem Thema macht sich in den Kommentarspalten eine gewisse Ratlosigkeit bemerkbar. Ein nicht ganz neuer, aber durchaus aktueller Vorschlag lautet: "Sollte einem Reiseveranstalter ein derartig praktizierender Reisevermittler bekannt werden, so sollte dieser Partner dann sofort weniger Provision erhalten."
Rechtslage nicht abschließend geklärt
Tatsächlich wartet das Thema Rückvergütungen weiter auf eine juristische Klärung. Seit 2019 schwelt ein Streit zwischen Aida Cruises und zwei Vertriebspartnern, denen die Reederei in diesem Zusammenhang den Agenturvertrag gekündigt hatte und die sich dagegen wehrten. Aida Cruises äußerte sich zu den konkreten Umständen auf Anfrage von Reise vor9 nicht, bestätigte aber die Bereitschaft zur juristischen Auseinandersetzung.
Clas Eckholt, Vertriebschef von TUI Cruises, sagt zu derselben Thematik: "Wir sind da sehr klar und transparent. Wir benötigen eine Fairness, ein vertrauensvolles Miteinander mit unseren Vertriebspartnern. Wenn wir sehen, dass Vertriebspartner sich an diese Maßgabe der Fairness nicht halten, dann gehen wir zunächst in den Dialog und nutzen alles, was von unserer Seite auch inhaltlich passieren kann, um das Geschäftsgebaren einzudämmen. Gelingt dies nicht, so schlagen wir im Sinne der Fairness auch den Rechtsweg ein." Der Ausgang bleibt bis auf Weiteres ungewiss.
Christian Schmicke