Wie Amadeus die Datenflut im Pauschalreisevertrieb stemmt
Amadeus verarbeitet täglich über 35 Milliarden Pauschalreiseangebote, Tendenz steigend. Der IT-Konzern will der Datenflut laut Produktmanagerin Leisure Ljiljana Budalic (Foto links) mit neuer Technik und KI begegnen. Eine moderne Systemarchitektur filtere Dubletten und sichere Preisgenauigkeit. Der Fokus liege auf Daten mit mehr Relevanz für alle Nutzer.

Reise vor9
Das Amadeus-Duo Ljiljana Budalic, Director Product Management Leisure, und Klaus Ennen, Head of Marketing Communications DACH
Heute produziert der Markt laut Amadeus Deutschland-Chef Oliver Rengelshausen rund 35 Milliarden Offerten im Pauschalreisebereich – pro Tag. Auf jeden Einwohner Deutschlands kommen damit 23,9 Millionen Angebote, rechnet er vor. Die Gründe seien die steigende Zahl an Veranstaltern, zunehmende Flug- und Hotelkombinationen aus mehreren Quellmärkten sowie technische Fortschritte in der dynamischen Produktion. Diese Datenmengen zu managen, sei die Aufgabe der Systeme des IT-Dienstleisters.
Amadeus gibt Counter vor9 am Standort Bad Homburg einen Einblick rund um die Verarbeitung der Daten im Hintergrund von Bistro Portal. Das gehe vom Veranstalter über Bistro bis hin zum Front-End und dem Ergebnis, das der User angezeigt bekommt, erklärt DACH-Marketing-Chef Klaus Ennen.
Dubletten und Systemlast
Mit der Angebotsmenge wächst auch die Komplexität. Veranstalter erhalten heute Preise und Verfügbarkeiten aus verschiedenen Kanälen – von Airlines direkt, über GDS, NDC oder Aggregatoren. Das führt laut Rengelshausen zu Dubletten und inkonsistenten Daten. Der Preis desselben Zimmers kann sich je nach Quelle unterscheiden, ebenso Verfügbarkeiten oder Stornobedingungen. Diese Vielfalt erhöhe nicht nur die Systemlast, sondern erschwere auch eine saubere Darstellung auf Buchungsplattformen.
Neue Technologie für Leisure-Vertrieb
Kernstück der technischen Weiterentwicklung ist das "Leisure Gateway", sagt Produktmanagerin Ljiljana Budalic. Die neue Architektur verbinde Content, Preisberechnung, Buchung und Zusatzinformationen wie Hotelattribute, Bewertungen und Kinderermäßigungen. Die Daten werden nicht nur gesammelt, sondern mit KI aufbereitet. So fließen laut Budalic etwa Live-Preisanfragen in Echtzeit in Preisaktualisierungen ein. Ziel sei eine möglichst aktuelle, konsistente Angebotslage – ohne dabei die Performance der Systeme zu belasten.
Neu sei zudem die Trennung von häufig benötigten Inhalten – etwa Hotelstammdaten – und dynamischen Preisbestandteilen. Dadurch lassen sich Ladezeiten verkürzen und Abfragen gezielter steuern, erklärt Budalic.
Monitoring und Kontrolle
Parallel verbessert Amadeus das Datenmanagement. Veranstalter und Vertriebspartner erhalten Monitoring-Berichte, die etwa Preisabweichungen aufzeigen oder Verfügbarkeitsprobleme identifizieren. Auch die Einzeldatenprüfung vor Freischaltung ist Teil des Systems: OTAs können testweise Angebote simulieren und prüfen, ob Preis und Buchbarkeit zusammenpassen.
Zusätzliche Filter helfen bei der Sortierung. Beispielsweise lassen sich Angebote nach Flugzeiten, Zwischenstopps, Zimmerkategorien oder Reisedauer gruppieren. So können Systeme gezielter passende Kombinationen anzeigen und Endkunden schneller zu buchbaren Angeboten führen.
KI bei Clustering und Analyse
Künstliche Intelligenz kommt bei Amadeus vor allem bei der Gruppierung von Angeboten zum Einsatz, so Budalic. KI hilft, ähnliche oder doppelte Offerten zu erkennen und zusammenzufassen. In der Analyse erkennt KI Muster in Preisschwankungen, Auslastungen oder Nachfragebewegungen – und gibt Hinweise für die Steuerung der Systeme.
Relevanz statt Masse
"Die Masse allein bringt keinen Mehrwert", heißt es von Amadeus. Gefragt sei Relevanz. Der IT-Dienstleister setzt daher auf eine intelligente Selektion und Bewertung der Daten. Das System erkennt Preiskorrekturen und analysiert, welche Angebote für Reisende tatsächlich relevant sind.
Reiseportale sollen nicht alle möglichen Kombinationen darstellen, sondern die besten, aktuellsten und buchbarsten. Der technische Fokus liege deshalb auf Auswahl, Kontrolle und konsistenter Darstellung, "für einen effizienteren Vertrieb und zufriedenere Kunden", so Budalic.
Sabine Schreiber-Berger